Pressemitteilung Aktionsbündnis „Fahrradstadt Jetzt“
4 Jahre Radentscheid-Vertrag Augsburg: Das Aktionsbündnis „Fahrradstadt Jetzt“ zieht eine durchwachsene Bilanz
Augsburg, Juli 2025 – Vier Jahre nach Unterzeichnung des wegweisenden Vertrags zwischen der Stadt und dem Aktionsbündnis „Fahrradstadt Jetzt“ (ADFC, Forum Augsburg Lebenswert, Fridays for Future) fällt die Beurteilung ambivalent aus. Die vereinbarten Ziele und Einzelmaßnahmen des Radentscheid Augsburg sollten den Radverkehr in Augsburg spürbar verbessern. Zwar wurde vieles umgesetzt, doch so manche Maßnahmen hinken hinterher. Es bleibt nur noch ein Jahr Zeit, den Pakt für nachhaltige Mobilität konsequent zu erfüllen.
Zahlreiche Projekte umgesetzt – aber noch viel zu tun
Positiv bewertet das Aktionsbündnis die Umsetzung vieler der vereinbarten Einzelprojekte: Tempo 30 wurde unter anderem in der Schertlinstraße, Holzbachstraße, Stettenstraße sowie auf der Pferseer Straße eingeführt. Auch die Schaffung neuer Radfahrstreifen und Schutzstreifen im Stadtgebiet bringt Verbesserungen. Ein wichtiger Schritt war zudem der Lückenschluss im Radwegenetz am Oberen und Mittleren Graben.
Neue Fahrradbügel an zahlreichen Standorten, darunter 120 Stellplätze am Zoo und 400 am neuen Westportal des Hauptbahnhofs, sind ein weiterer Erfolg. Die neue Stellplatzsatzung, die seit Januar 2023 gilt, sieht bei Neubauten mehr Fahrradabstellplätze vor und reduziert dafür den PKW-Stellplatzbedarf. Dies nimmt das Aktionsbündnis positiv zur Kenntnis, mahnt jedoch, dass aufgrund einer Neuerung durch das Bayerische Modernisierungsgesetz diese nun bis spätestens Ende September erneuert werden muss, um ihre Gültigkeit nicht zu verlieren.
Lücken und Probleme bleiben
Trotz der genannten Fortschritte gibt es aus Sicht des Aktionsbündnisses jedoch noch erhebliche Defizite. So lässt der dringend notwendige Lückenschluss des Radwegs in der Donauwörther Straße weiterhin auf sich warten, obwohl die Stadt schon 2022 eine Planung vorlegen und diese ab 2023 realisieren wollte.
Der 2022 eingeführte digitale Mängelmelder wird rege genutzt, jedoch bleiben viele gemeldete Mängel zu lange unbearbeitet oder werden schnell auf "grün" gesetzt, obwohl die Meldung nur weitergeleitet, aber der Mangel längst noch nicht behoben wurde. Das Aktionsbündnis appelliert an die Stadt, hier für mehr Transparenz und schnellere Abhilfe zu sorgen.
Auch bei den Bordsteinabsenkungen gibt es Kritik: “Statt der vertraglich vereinbarten ebenen Übergänge werden von der Stadt meistens 3 cm hohe Bordsteinkanten verbaut. Das benachteiligt nicht nur Radfahrende, sondern auch Rollstuhlfahrende und Nutzer*innen von Rollatoren.”, so Alexander Mai von Fridays for Future Augsburg.
Blick in die Zukunft
Eine Machbarkeitsstudie für ein Rad-Vorrangroutennetz wird derzeit durchgeführt, allerdings scheint eine Umsetzung noch in weiter Ferne. Ebenso fehlen weiterhin Radabstellplätze, insbesondere in Wohngebieten außerhalb der Innenstadt.
„Viele Maßnahmen des Vertrags sind umgesetzt oder auf dem Weg, aber das große Ziel – ein durchgängig sicheres und attraktives Radwegenetz in ganz Augsburg – liegt noch in weiter Ferne“, so Michael Liebert, Vorstandsmitglied des ADFC Augsburg. Noch immer gibt es in Augsburg viele Lücken im Radnetz: Straßenabschnitte mit Tempo 50, ganz ohne Radinfrastruktur, wie z.B. Schaezlerstraße, Prinzregentenstraße, Ulmer Straße, oder Hirblinger Straße.
Die Stadt hat die richtigen Weichen gestellt – die Infrastruktur wird Schritt für Schritt verbessert, und ein positiver Trend ist erkennbar. Doch fehlt – abgesehen von Einzelmaßnahmen – weiterhin der Wille, Augsburg zur echten “Fahrradstadt” auszubauen. Dementsprechend schlecht fiel auch die aktuelle Bewertung der Augsburger:innen bei der zweijährlichen ADFC-Umfrage “Fahrrad-Klimatest” aus: Mit der Gesamtnote 4,1 lag Augsburg deutschlandweit im Mittelfeld. Die beste Einzelnote erhielt dabei die „Erreichbarkeit des Stadtzentrums“ (2,7), während die Kategorien Fahrradmitnahme im ÖPNV, Radwegbreite und Ampelschaltungen jeweils mit Note 5 bewertet wurden und damit weit unter dem deutschen Durchschnitt lagen. Das zeigt deutlich, dass noch Luft nach oben ist und weiterhin viel zu tun bleibt, um die Situation für Radfahrende in Augsburg zu verbessern.
Forderung an die Stadt
Das Bündnis fordert die Stadtverwaltung auf, das verbleibende Vertragsjahr konsequent zu nutzen, um die offenen Punkte zügig umzusetzen. Darüber hinaus müsse der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur langfristig zur echten Priorität werden, wenn Augsburg seinem Anspruch als Fahrradstadt gerecht werden will.